Donnerstag, 27. Dezember 2012

Gérard Depardieu zeigt Hollande den Stinkefinger... zu Recht!

Der französische Schauspieler und Unternehmer Gérard Depardieu hat Anfangs Dezember seinen Wohnsitz von Frankreich nach Belgien verlegt, um dem seiner Meinung nach zu hohen Steuersatz von 75% seines Einkommens zu entgehen. Er hat diese "Unternehmung" ziemlich medienwirksam umgesetzt, vermutlich auch um ein starkes Zeichen an seine Landsleute und vorallem an die neue Regierung Francois Hollande zu senden. Prompt blies ihm ein eisiger Wind aus Politik und Kultur entgegen welchem er aber wohl eher gelassen entgegen sehen wird. Es fielen Ausdrücke wie Deserteur, die Kulturministerin warf ihm sogar die ehemals erhaltenen Filmförderbeiträge des französischen Staates vor welche ihm während seiner Karriere gezahlt wurden, welchen er doch sein grosses Vermögen, Berühmtheit und Erfolg zu verdanken habe!

Dass die Franzosen öfter, nun sagen wir mal etwas "Eigenartig" sein können wenn es um Sozialpolitik geht ist für mich nichts neues, da ich seit ich 4 Jährig war, mich sehr viel in diesem Land aufgehalten habe und noch heute sich ein Anwesen im Burgund in unserem Familienbesitz befindet. Ich schätze Land und Leute sehr und bezeichne es als zweite Heimat für mich, obwohl "zweite" eigentlich gestrichen werden müsste da ich mich dort einfach sauwohl fühle und auch etliche Leute kenne die mir immer wohlgesinnt waren.

Gérard Depardieu ist einer der wenigen noch übrig gebliebenen französischen Stars im Filmgeschäft. (ohne irgend jemandem auf die Füsse treten zu wollen) Man hört auch immer wieder Geschichten dass sich Gérard manchmal etwas Rüpelhaft verhalten würde was ihn für mich nur noch sympatischer macht.

Ein Telefoninterview mit der "Madame" vom französischen Kulturministerium (den Namen habe ich erfolgreich gleich wieder verdrängt) und andere anmassende Anpöbelungen habe ich als Aufzeichnung spät Abends auf der Autobahn zwischen Lausanne und Bern gehört. So viel Arroganz und Anmassung hätte ich niemals von offizieller Stelle erwartet, zu allerletzt aus dem französischen Kulturministerium.

Ich finde es ein absolutes Unding sich in dieser Weise über jemanden zu äussern welcher der französischen Filmszene ein so markantes Gesicht gibt und auch sehr viel für das Filmschaffen und in anderen Bereichen der Kultur geleistet hat. Er hat sehr viel investiert, nicht nur Geld sondern auch Schaffenskraft und Kreativität, sei es in seine eigenen Produktionen wie auch in anderen und allgemein in der Kultur. Der Erfolg stammt wie immer bei einem Künstler oder Kulturschaffenden aus einer Kombination aus Charakterstärke, Kreativität, Geschäftssinn sowie extrem viel Ausdauer und Fleiss. Förderbeiträge können zwar einen wichtigen Faktor darstellen, dürfen jedoch nie als Fundament für den Erfolg angesehen werden. Ausserdem ist ein Schauspieler seines Kalibers ein ideales Marketinginstrument für einen Staat wie Frankreich da er in ganz Europa und auch in Übersee grosse Bekanntheit geniesst. Insofern ist Kulturförderung eher Investition als Förderung, zumal das Image eines Staates, einer Region oder eben einer Kultur damit verbreitet wird. Im Falle Gérard Depardieu ist genau dies der Fall und zwar in extremis! 

Die neue französische Regierung unter Francois Hollande will nun von Bürgern ihres Landes mit über einer Million € Jahreseinkommen 75% Einkommenssteuern abkassieren, um damit die Krater im französischen Staatsetat zu stopfen, verursacht durch eine internationale Banker- und Abkassiererkaste welche den Hals nie vollkriegt und am Tropf des Staates hängt. (Stichwort "To big to fail") Man muss sich nun mal bildlich vorstellen 75% sind drei Viertel eines Jahres oder 9 von 12 Monaten!!! Hand aufs Herz, wer würde bitte 9 von 12 Monaten für den Staat arbeiten? Ohne Lohn und Brot, erst danach geht es daran nach Mehrwertsteuer, Kraftstoffsteuer und anderen Gebühren das eigene individuelle Leben zu finanzieren. Es ist ein Widerspruch in sich wenn ein System 75% der Schaffenskraft  aussaugt nur um sich selber in Gang zu halten, auch wenn nur bei wohlhabenderen Leuten. Jeder Mensch mit IQ über dreissig und erst recht jeder unternehmerisch denkende Bürger eines Landes weiss dass ein solches System damit nur bestenfalls am dahinsiechen gehalten werden kann. Neue Impulse und Anreiz  sind unter solchen Voraussetzungen Fehlanzeige die Schaffenskraft wird zu 75% durch die reine Existenz vernichtet. Das wäre etwa so wie wenn man ein Auto konstruieren würde welches 75% seiner Maximalleistung benötigt um überhaupt vom Stillstand in Bewegung geraten zu können. Spätestens bei der nächsten grösseren Steigung würde die Fahrt irgendwann zwangsläufig enden... unwiederruflich... jedenfalls in die selbe Richtung in der es gefahren ist als es zum Stillstand kam!

Da ich kein Einzelkind bin habe ich gelernt bedingungslos zu teilen im Leben auch wenn es vielleicht nicht immer Spass macht aber es gehört dazu. Teilen heisst aber maximal 50%. In Extremsituationen ist sicher mehr drin aber dann nur beschränkt auf das Notwendigste in engem klar definiertem Zeitrahmen. 50% sind im Falle von Steuern immer noch zu viel, zumal wie schon erwähnt ja mit den Einkommenssteuern nicht endet, es folgen noch Mehrwertsteuer, Vermögenssteuer, Kraftstoffsteuern Gebühren, Taxen und Sondersteuern  auf Güter wie Tabak und Alkohol etc. Im Falle von Frankreich ist die Mehrwertsteuer exorbitant hoch mit bis zu 20.9%!!! 

Logischerweise spielt eine Rolle aus welcher Sicht man eine Gesellschaft oder Staat mit solchen "Selbstkosten" betrachtet. Ist man eher der Typ welcher politisch einer Kollektivgesellschaft näher steht, sieht man diese Quoten eher gelassener. Ist man der Typ welcher es aus dem politischen Blickwinkel einer Individualgesellschaft beurteilt, müssen einem die Haare (sofern man welche und genügend sowie am richtigen Ort hat) gen Himmel stehen. Fakt und Tatsache ist aber dass wir uns in einer Individualgesellschaft befinden in welcher, sofern innerhalb gesetzlicher Grenzen, fast alles erlaubt und sogar dringend von Nöten ist um überhaupt etwas zu erreichen. Spätestens bei dieser Erkenntnis zeigt sich welcher Standpunkt näher an der Realität liegt und somit zu vertreten ist, es sei denn man will par tout die Welt verändern. Die meisten Leute begreifen es aber bereits lange vor dem 30. Lebensjahr dass dies nie funktionieren wird, erst recht nicht mit den lumpigen ca. 15% welche nach Abzug ALLER Abgaben noch übrigbleiben. 

Zur "seligen" Ritterzeit nannte man die Steuerabgaben noch "den Zehnten" was wirklich ursprünglich den Zehnten Teil des Erwirtschafteten bezeichnete welchen man abzugeben hatte. Das dies heutzutage so nicht mehr angewendet werden kann sollte wohl jedem klar sein, denn Infrastruktur und Dienstleistung eines modernen westlichen Staates können sicher nicht mit 10% eines Volkseinkommens abgedeckt werden. Danach verlangt sicher auch nicht Gèrard Depardieu, aber alles was über 50% muss man wirklich als unangebracht, abzockerisch und unanständig abtun. Erst recht wenn damit eine Blutsaugende Geldadelkaste künstlich am Leben erhalten werden muss. Genau dies ist das Beschämende an der ganzen Affäre!

Lieber Gérard, danke für dieses klare Zeichen!



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